Eine Frage des Überlebens

Eine Frage des Überlebens

In einer Zeitspanne von knapp 200 Jahren, die von den Anfängen der Industrialisierung bis in die Gegenwart reicht, wurde der natürliche Kreislauf der Jahreszeiten, mit dem Werden und Vergehen der Flora, durch den Kohlenstoffdioxidausstoß der modernen Lebensweise aus den Angeln gehoben. Die Bedeutung des Grünen für die Existenz des Lebens auf der Erde wird jenen Menschen, die in den Industrienationen leben, erst jetzt überdeutlich, da sich die durch den Klimawandel veränderten Lebensbedingungen auch in den gemäßigten Klimazonen nicht mehr leugnen lassen und deutlich sichtbar und erfahrbar werden. 

„Zombie“-Baum: Eine tote Fichte lebt mit ihrem Moosbewuchs in veränderter Form weiter

Wenn im Hochsommer Rasen vertrocknet, schaut niemand hin. Im Jahr 2022 aber verdorrte Rasen bereits im Frühjahr. Gemüse und Blumen verkümmerten in den Gärten noch bevor der Frühsommer kam. Dürre ergriff sich die Sträucher und Stauden des städtischen Grüns, Stadtbäume mussten durch zusätzliche Wassergaben gerettet werden. Laub sank vertrocknet zu Boden, schon Monate vor der eigentlichen Herbstsaison. In den Wäldern sterben Fichten an der Hitze oder werden vom Borkenkäfer befallen und zerstört. Die Winter sind inzwischen so mild geworden, dass sich der Käfer ungehindert vermehrt. Kettenreaktionen werden angestoßen, deren Ausmaß kaum zu überblicken ist. Wenn der Wald nicht von der Hitze und den Käfern dahingerafft wird, wird er ein Opfer der Flammen bei vielerorts aufkeimenden Bränden und kaum zu löschenden Feuersbrünsten. Selbst Rasenflächen in städtischen Parks entzünden sich in der sengenden Sonne wie von selbst. Der Regen bleibt in einem Sommer im Zeichen des Klimawandels gänzlich aus oder ergießt sich als zerstörerische Sturzflut. Nichts scheint mehr vorhersagbar.

Auf Totholz gedeiht ein Moos-„Monster“

Pflanzen hören in der Trockenheit auf zu wachsen und Bäume werfen Laub ab, um sich gegen die Verdunstung ihres letzten Lebenssaftes zu schützen und dadurch vielleicht überleben zu können. Obstbäume blühten im lauen Herbst nach dem Hitzesommer 2022 ein zweites Mal und trugen doch zugleich schon reichlich reife Frucht. Bäume produzierten in ihrer Not so viele Samen wie sie nur konnten, auf Nachwuchs hoffend, wenn sie selbst die Hitze nicht überleben würden.

Eine gefällte Weide lebt noch

Derlei Verzweiflungstaten sind bei Pflanzen selten zu beobachten und deuten auf echte Ausnahmezustände hin. Die heftigen Reaktionen der Flora sollten eindringlich auf uns Menschen wirken, wie Mahnmahle einer heraufziehenden Katastrophe. Können einige Pflanzen den Klimastress überleben, damit sie das Leben auf der Erde weiterhin ernähren? Das vergessene Mauerblümchen könnte dann zum Schlüssel für einen Neuanfang werden.

Die Fähigkeit mancher Pflanzen, auch noch unter widrigsten Bedingungen zu wachsen, ist unser eigentlicher Schatz.

Pflanzen können jedoch kaum weichen, wenn ihr Standort nicht mehr ihren Lebensbedürfnissen entspricht. Sie können sich nicht als Klimaflüchtlinge auf den Weg in passende Lebensbedingungen machen, jedenfalls die meisten Pflanzen nicht. Der Rose von Jericho haftet zwar die Legende an, dass sie vertrocknet und sich zusammenrollt, damit sie vom Wind an einen besseren Ort getragen werden kann. Bewiesen ist diese wundersame Reise nicht. Pflanzen überleben kaum als Individuen, jedoch als Art und im Kollektiv. Samen können in einer trockenen und lebens-feindlichen Umwelt so lange schlafen, bis die Situation sich wieder verbessert hat. Der Mensch muss weichen, will er überleben.

Ein Fichte keimt auf dem Stumpf eines gefällten Baumes

Mag sein, vielleicht trägt ein Mensch auch ein Samenkorn mit sich fort, in der Hoffnung, dass es an einem besseren Ort keimt und wieder grünt, denn die Verbindung von Mensch und Flora ist stark.

Die Hoffnung bleibt, dass die Menschheit aus der Beobachtung von Natur und Umgebung Erkenntnisse gewinnt, daraus Lehren zieht und aus dem Erleben des Klimawandels endlich ins Handeln kommt. Menschen haben dies zuvor ja bereits sehr erfolgreich bei der Eroberung ihres Lebensraumes getan. Die Herausforderung ist riesig, denn nie lebten gleichzeitig so viele Menschen auf dem Planeten, wie im 21. Jahrhundert. Und die Bevölkerung wächst. Die Menschheit sollte dringend einen anderen Umgang mit der Flora pflegen, sich eine symbiotischere Lebensweise zum Vorbild nehmen, sonst zerstört sie die eigene Lebensgrundlage. Zwischen Naturnutzung und Naturzerstörung liegt der feine Grad der Erkenntnis über die tatsächlichen Abhängigkeiten. Der Mensch der Zukunft sollte dem Grün den gebührenden Raum geben und sich selbst einen Platz an der Seite der Flora sichern. Dieser vermeintliche Rückschritt wäre ein eigentlicher Fortschritt, nämlich die Wiederherstellung der verlorenen Balance, die eigentliche Rückkehr ins Paradies.

Grün. Farbe der Flora

Zivilisatorische Energie: Von der Genesis zur Apokalypse

Zivilisatorische Energie: Von der Genesis zur Apokalypse

Das Grün ist äußerst verwundbar. Das Wachstum oder Sterben der Pflanzen wird durch das Vorkommen von Wasser und Licht bestimmt. Alle Lebewesen sind darauf angewiesen, sich auf den Wechsel dieser natürlichen Grundlagen einzustellen und daraus Strategien für das Überleben abzuleiten. Das Verschwinden des Wassers führt uns die Bedeutung des Grüns vor Augen. Fehlt es, bleibt auch das Grün aus, dann weicht mit ihm alles Leben zurück oder überlebt nur in extremen Nischen. Die Kälte an den Polen oder die Winter der Nord- und Südhalbkugel lassen Wasser zu Eis erstarren, die Hitze des Sommers der Nord- und Südhalbkugel oder des Äquators lassen das Wasser versiegen, verdunsten und in der Luft verschwinden. Auch die Dunkelheit der Nacht verschlingt alles Grün, wenn auch nur für Stunden. Doch gemahnt uns die Nacht, dass die Verdunklung des Himmels, der Mangel an Licht, sei es durch den Ascheregen nach einem Vulkanausbruch oder auch nur eine Sonnenfinsternis, den Prozess der Photosynthese stoppt und damit von Grund auf lebensfeindlich ist.

Grünstreifen, Saigon, Vietnam

Am Anfang war das Licht. Alles was lebt nährt sich vom Licht und mit Hilfe des Wassers, allein durch die Fotosynthese der Pflanzen. Wir modernen Menschen können das Verschwinden des Grünen mit Satelliten und dem Blick aus dem Weltall beobachten und unsere Schlüsse daraus ziehen. Das unvorhersehbare und unerwartete Verschwinden des Grüns in der Natur ist ein apokalyptischer Vorgang und trifft vor allem die menschliche Zivilisation vernichtend. Verschwindet das Grün aus unserer Umgebung und aus der Landschaft, taucht der Mangel mit Macht in unser Bewusstsein ein.

Grünstreifen, Flughafen Zürich

Wo es Jahreszeiten als verlässlich wiederkehrende Zyklen gibt, leben die Menschen seit je her mit dem Aufkeimen und Vergehen der Pflanzen. Durch die Verlässlichkeit der Natur kann der Mensch sein Leben und seine Kultur um das Grün herum sicher und gut gestalten. Das Sammeln von Pflanzen als Nahrungsquelle ist planbar, solange die Jahreszeiten und ihr Wetter vorhersagbar bleiben. Generationen von Menschen haben sich durch Wetter- und Naturbeobachtungen dieses Wissen erarbeitet. Pflanzenkenntnisse und das Wissen um klimatische Bedingungen waren nötig, um sich vor etwa 13.000 Jahren vom nomadischen Jäger und Sammler zum sesshaften Ackerbauern entwickeln zu können. Der Ackerbauer weiß, wann der richtige Zeitpunkt für die Aussaat ist und wann die Ernte eingefahren werden muss. In der Moderne entsteht der Eindruck, dass der Bauer ein Feld erfolgreich bewirtschaftet, weil er die Natur zu beherrschen weiß. In Wahrheit hat er aber von Generationen von Bauern das Wissen geerbt, das durch Beobachtung und Erkenntnis gewonnen wurde, wie man sich an die natürlichen Gegebenheiten anpassen kann, um einen Ertrag zu erwirtschaften. Der Bauer muss dem grünen Kreislauf von Werden und Vergehen folgen, zwangsläufig und zu seinem Eigennutzen.

Bauerngärtchen und Grünland, Schwarzwald

Eine Beobachtung ist dabei kennzeichnend für das Verhältnis des Mensch zur Flora: Ein Bauer, der sein Feld bestellt, pflügt es zuerst um, löscht dadurch das natürlich gewachsene Grün gänzlich aus, um die sodann aufkeimende Feldfrucht weitestgehend kultivieren und also beherrschen zu können. Doch auch dieser Eindruck des Herrschens über die Feldfrucht ist ein Trugschluss. Was passiert, wenn der jahreszeitlich zu erwartende Niederschlag ausbleibt und das Unvorhersehbare und Unerwartete eintritt? Die Feldfrucht ist eine Pflanze, die sich der Mensch nach seinen Bedürfnissen gezüchtet und abhängig gemacht hat.

Der Mensch hat seit seiner Entwicklung vom Jäger und Sammler zum sesshaften Ackerbauern und dem arbeitsteiligen zeitgenössischen Menschen eine zivilisatorische Energie entfesselt, die das Grün zu bändigen, zu kontrollieren und zu überwinden trachtet, ihm eine untergeordnete, ja sklavische und zweckmäßige Rolle zuweist, statt alles grüne Leben als Urgrund des eigenen Lebens zu begreifen.

Auch die liebevolle Hege und Pflege von Pflanzen ist ein Ausdruck des menschlichen Kontrolltriebs. Der eigentliche Regent des Lebens ist nicht der Mensch, sondern die Flora.

Pflanzen zum Ornament gebändigt, Bandar Seri Begawan, Brunei

Aus der ursprünglichen Erkenntnis durch Naturbeobachtung wurde beim Menschen der Moderne der Impuls die Natur und Pflanzenwelt zu kontrollieren, sie neu zu erschaffen oder zu zerstören. Ein Jäger und Sammler lebt als Nutznießer noch eng verbunden mit dem Grün. Als Lebewesen kann sich der Mensch nur entlang der Zeit in die Zukunft weiterentwickeln, das bedeutet nämlich stets nur linear und vorwärtsgerichtet. Niemand kann in seine Vergangenheit zurückkehren, geschweige denn in eine Zeit, in der die Menschheit sich noch nicht so weit von ihren Ursprüngen weg entwickelt hatte. Wir können es auch nicht den Tieren gleichtun, die ihren Platz in der Schöpfung einnehmen, ohne von Zweifeln oder dem Streben nach mehr geplagt zu werden. Tiere sind integrale Wesen. Wir Menschen wurden aus diesem Paradies vertrieben, um das sehr anschauliche Bild aus der Erzählung des Alten Testaments aufzugreifen. Die Menschheit hat keinen angestammten Platz in der Schöpfung. Sie hat die Ebene des Natürlichen verlassen und sich die Kultur erschaffen.

Weinanbau im Rebland, Baden Baden (links) und Palmen im Autohaus, Financial District, Manhattan (rechts)
Linden auf dem Münsterplatz, Freiburg (links) und Byrant Park, New York (rechts)

Auch Pflanzen hat der Mensch zu Kulturgewächsen gemacht, sich Sorten geschaffen, die ohne menschliches Zutun in der Natur nicht überlebensfähig wären. Im 21. Jahrhundert steht die Menschheit an einem Wendepunkt: Es gilt, sich den Platz in der Schöpfung zu erobern, neu zu gestalten und eine Haltung anzunehmen, die in Balance mit allem steht. Gelingt dieser Entwicklungsschritt nicht, droht unserer Gattung die Apokalypse. Wie konnte es so weit kommen?

Als gäbe es das Grün im Überfluss, hat sich der Mensch in seiner Zivilisation Orte geschaffen, an denen das Grün bereinigt, völlig abgeschafft oder ganz und gar beherrscht wird. Dieser zivilisatorische Prozess ist ein globales Phänomen. Selbst ein Lindenbaum auf dem Dorfplatz oder ein Versammlungsort im Regenwald sind Ausdruck dieser das Grün kontrollierenden Kraft. Die menschengemachten Betonwüsten der Großstädte sind die ausschweifendste Konsequenz, die pervertierte Form dieser zivilisatorischen Energie, einer Zivilisation, wie wir sie kennen, mit Hochhausschluchten und asphaltierten Straßenzügen. In Metropolen, die wie künstliche Wüsten sind, kann der Mensch nur überleben, weil er von der grüneren Peripherie versorgt wird. Die zehn größten Weltmetropolen wie Tokio, Delhi, Schanghai, São Paulo, Mexiko City, Dhaka, Kairo, Peking, Mumbai und Osaka sind, vergleichbar mit Eiswüsten und echten Wüsten, nämlich maximal lebensfeindliche Orte. Diese Orte haben eines gemeinsam: Das Grün wird zur Ausnahme.

Die Abschaffung und Bändigung des Grüns ist die eigentliche Ursünde. Aus Städten wird alles natürlich wachsende Grün verbannt. Wo es in den Städten noch Grün gibt, lebt es entweder gänzlich marginalisiert, vergessen und bestenfalls geduldet, als sogenanntes Unkraut im Straßengraben oder in der Mauerritze, weil es dort unbeachtet und übersehen wurde, oder aber maximal gebändigt, kultiviert und zur Schau gestellt, in Parks, Rabatten, in botanischen Gärten, auf Balkonen oder in Büros und Wohnzimmern. Wir holen die Natur in unsere Stuben und machen die Zimmerpflanzen auf Gedeih und Verderb von uns abhängig. Wir züchten Pflanzen, die in der Natur nicht überleben könnten. Wir kehren die eigentlichen Machtverhältnisse in unseren Wohnstuben im menschlich machbaren Mikro-Maßstab um.

Weidenbaum in der Stadtlandschaft um die Elbphilharmonie, Hamburg

Wir machen Pflanzen dabei auch zu Statussymbolen. Städtisches Grün wird von Experten geplant, bei Trockenheit künstlich bewässert und nicht eine einzige dieser Pflanzen würde ohne Zutun des Menschen an Ort und Stelle überhaupt vorkommen. Keine wäre überlebensfähig ohne die menschliche Fürsorge. Wir haben uns damit eine verkehrte Welt geschaffen.

Palmenallee zur Moschee, Bandar Seri Begawan, Brunei

Wenn das Grün in den Mega-Städten der Welt zur Ausnahme wird, kann es Menschen der kommenden Generationen dann überhaupt noch gelingen, es als Lebensgrundlage wahrzunehmen und wertzuschätzen? Verlieren wir das Wissen um die Grundlagen unserer Existenz? Sind wir der Natur inzwischen gänzlich entfremdet?

Grün. Farbe der Flora

Paradox des Blauen Planeten

Paradox des Blauen Planeten

Grün steht am Anfang des Lebens auf unserem Planeten und doch nennen zeitgenössische Menschen die Erde auch den Blauen Planeten. Es ist dies eine Sichtweise, die erst durch die Raumfahrt möglich wurde. Vom Weltall aus betrachtet, aus einer Entfernung von etwa 29.000 Kilometern, schillert die Erde tatsächlich blau. Wasser lässt den Planeten aus dieser Höhe blau erscheinen. Knapp drei Viertel der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt. Die Südhalbkugel ist fast gänzlich von Meer bedeckt. Zwar ist Wasser als Substanz transparent, ab einer gewissen Tiefe bekommt es jedoch einen immer stärkeren Blauschimmer. Hervorgerufen wird dieser Effekt durch die Brechung des Lichtes. Nicht nur das Blau des Himmels spiegelt sich im Wasser, durch ihre abgründige Tiefe erscheinen vor allem die Ozeane vom Weltall aus betrachtet in sehr kräftigem Blau.

Casuarina-Bäumchen wiegt sich im Sturm am Südchinesischen Meer

Natürlich täuscht der Blick aus dem Weltall: Die Erdoberfläche ist zwar zum Großteil von Wasser bedeckt, doch gemessen am Volumen der Erde, bilden die Meere lediglich eine hauchdünne Schicht an deren Oberfläche. Tatsächlich macht das Wasser nur einen Bruchteil der Erdmasse aus. Fast das gesamte Wasservorkommen der Erde ist jedoch bereits in den Ozeanen enthalten. Das salzhaltige Meerwasser eignet sich nicht als Trinkwasser für Mensch und Tier, kann jedoch von darauf spezialisierten Pflanzen zur Fotosynthese genutzt werden. Diese Pflanzen verbrauchen Salzwasser und dunsten Süßwasser aus. So bilden Mangrovenwälder dank dieser Eigenart einen Schutzwall für das Leben an tropischen Küsten auf der ganzen Welt. Pflanzen haben durch die Fotosynthese einen wesentlichen Anteil am Erhalt des Süßwasservorkommens. Das kostbare und rare Süßwasservorkommen unseres Planeten ist vor allem in Gletschern und an den Eiskappen der Pole gefroren. Nur ein winziger Bruchteil des Süßwassers zirkuliert in der Atmosphäre, befindet sich im Grundwasser, in Seen und Flüssen oder in der Luft.

Süßwasser ist weltweit kostbar: (v.l.n.r.) Burgbach-Wasserfall, Schapach/Schwarzwald; Rinnsal im Grusenloch, Lauterbach/Schwarzwald; Wasserfall am Nebenfluss des Temburong, Brunei/ Borneo
Tropischer Regenwald im Labi Forest Reserve, Brunei/Borneo
Naturschutzgebiet Glaswaldsee, Schwarzwald/Deutschland

Der Blaue Planet ist also eine Chimäre der Kosmonautik. Sehr wenige Menschen haben den Blauen Planeten tatsächlich mit eigenen Augen gesehen. Dennoch ist das Bild zum Allgemeingut geworden und steht längst ikonisch für unsere Erde. Sie ist der einzige Planet in unserem Sonnensystem, auf dem an der Oberfläche dauerhaft Wasser in allen drei Aggregatzuständen zu finden ist: zu Eis erstarrt, flüssig und als Wasserdampf in der Atmosphäre. Es macht die Erde in unserem Sonnensystem einzigartig. Was Raumfahrende aus großer Höhe sehen, entspricht jedoch nicht dem Aussehen der Erdoberfläche in der Wahrnehmung der auf dieser Erde Lebenden. Sie ist vielmehr eine Projektion der Weltall Erfahrung, die uns durch

Medien übermittelt wird. Sie ist deshalb nicht falsch. Der Blick aus dem Weltall ist aber elitär und spiegelt uns zudem falsche Tatsachen vor. Es gibt das Blau nicht im Überfluss und also ist auch das Grün eine rare Kostbarkeit. Ein Perspektivwechsel hin zur Wahrnehmung der auf dem Planeten Erde Lebenden wird hilfreich sein für diese Betrachtung, die auf die Bedeutung der Farbe Grün für das menschliche Leben abhebt.

Grün hängt vom Zustand und Vorkommen des Wassers ab: gefrorenes Wurmfarn (links); junge Triebspitze des Adlerfarns (rechts)
Wenn Grün verschwindet mit den Jahreszeiten (links und rechts): Fohren im Sommer und Winter

Der überhöhte Blick mag für unsere Zukunft nützlich sein und zum Erkenntnisfortschritt beitragen. Satelliten spähen aus dem Weltall die Erdoberfläche aus und erlauben Einsichten in übergeordnete Zusammenhänge, die durchaus auch die grüne Vegetation betreffen. In den Satellitenbildern wird deutlich, dass die grünen Bereiche unseres Planeten sehr klein sind und zudem immer mehr schwinden. Man kann dem Verschwinden des Grüns aus dem Weltall zusehen. Genau diese grünen Bereiche sind unsere wichtigsten Lebensbereiche. Für uns Menschen sind sie überlebensrelevant.

Grün verschwindet mit den Jahreszeiten (v.l.n.r.): Ein Apfelbaum im Frühjahr und im Winter

Rippenfarn bleibt auch im Winter grün.
Wurmfarn stirbt ab, sobald es Herbst wird.
Wüstenerfahrung: In den Dünen (links) und im Treibsand (rechts), Korte Duinen Naturreservat, Soest, Niederlande

Kehren wir zu dem zurück, was wir nicht wissen, sondern glauben: Im Koran steht die Farbe Grün für die Seele und das Paradies. Grün hat als Zeichen für Fruchtbarkeit und Wachstum bei den beduinischen Wüstenvölkern natürlich eine größere Bedeutung als für christliche Europäer, denen Oasen und Wüsten im eigenen Territorium ja bis heute fremd sind. Man sollte allerdings im Auge behalten, dass die Wüsten Arabiens, Asiens und Afrikas auch ein Stück weit von Menschen gemacht sind. Abholzung für Feuer-und Bauholz, Weidewirtschaft für die Fleisch und Milcherzeugung, haben dem Grün in warmen und heißen Klimazonen den Garaus gemacht. Wasserarm wurden diese Regionen auch, weil man das Grün überweidet, verdrängt und vernichtet hat, und mithin die Fähigkeit der Pflanzen, allen voran der Bäume, durch die Fotosynthese Wasser zu binden und wieder in die Atmosphäre abzugeben. So hat der Mensch sich selbst mit der Zerstörung des Grüns aus dem Paradies vertrieben.

Kiefer mit entblößten Wurzeln, im Treibsand der Korte Duinen, Soest, Niederlande

Im christlichen Schöpfungsmythos Genesis lesen wir, dass Gott am ersten Tag der Schöpfung über dem Wasser schwebte und sprach, „Es werde Licht!“ Dann, so steht es geschrieben, schied er Wasser und Land, um gleich am zweiten Schöpfungstag die grünen Pflanzen auf den Schöpfungsplan zu rufen: „Das Land brachte sodann junges Grün hervor, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, alle Arten von Bäumen, die Früchte bringen mit ihrem Samen darin. Gott sah, dass es gut war“. Somit hat der biblische Schöpfergott mit den grünen Pflanzen die Grundlage für die Tierwelt und die Menschwerdung geschaffen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Bibel ein von Menschen aufgezeichnetes Werk ist, dann stimmt es durchaus hoffnungsvoll, dass die erste Erkenntnis dem Grün eine so tragende Rolle einräumt. Das Wissen um diese Zusammenhänge entwuchs den praktischen Herausforderungen des Überlebens, denn die Bibel ist ein Buch, das auch die Erfahrung der Wüste kennt und beschreibt. Der Mensch als Wesen, das zur Erkenntnis fähig ist, hat über Generationen hinweg die Einsicht gewonnen, wie er sich anpassen und die Natur zu seinem Vorteil nutzen kann, um als Menschheit insgesamt zu überleben. Diese Wertschätzung der Lebensgrundlage spiegelt sich sehr eindringlich, nämlich poetisch in der biblischen Anfangserzählung, die den grünen Pflanzen so große Wertschätzung entgegen bringt. Die Wüste wird in der Bibel zum Ort der Reinigung und der Buße, aus der man geläutert für das Leben in die Zivilisation zurückkehrt, deren vielleicht größte Errungenschaft es ist, Pflanzen als Nahrung anzubauen.

Weizenfeld, Deutschland

Reisfeld, Vietnam

Grün. Farbe der Flora

Farbkultur

Farbkultur

Schon aus unserem Wissen über die Farbe Grün lassen sich erstaunliche Zusammenhänge ableiten. In der klassischen subtraktiven Farbenlehre gehört Grün nämlich zu den sogenannten Sekundärfarben, analog zu den Farben Lila, Orange und Braun. Diese untergeordneten Farben entstehen durch die Mischung zweier Grundfarben zu je verschiedenen Anteilen. Grün setzt sich demnach aus den Grundfarben Blau und Gelb zusammen. Je nach Mischungsverhältnis ergeben sich hierbei Farbnuancen, die vom sehr hellen Gelbgrün bis ins düstere Türkisgrün reichen. Mischt man die weitere Grundfarbe hinzu, nämlich Rot, dann kippt die Farbe mehr und mehr ins Grau oder Braun und wird undefinierbar.

Die Erfindung des Farbdrucks stellt die subtraktive Farbenlehre allerdings grundlegend in Frage, denn im Druck wird das Rot aus der Durchmischung von Gelb und Magenta erzielt. Spätestens seit der Erfindung des Farbdruckes sollte man also folgerichtig anmerken, dass auch Rot keine Haupt- oder Grundfarbe sein kann. Sogar die weiteren Grundfarben des Farbdrucks, nämlich Cyan und Magenta, unterscheiden sich maßgeblich von den Grundfarben Blau und Rot der klassischen subtraktiven Farbenlehre. Dennoch lassen sich aus den eigentlich vier Grundfarben im Farbdruck alle gewünschten Farbnuancen mischen und durch die Hinzugabe von Schwarz abdunkeln oder durch eine Ausweitung der Weißflächen des Papieres aufhellen. Somit kommt im Farbdruck der Farbe Schwarz für die Farbwirkung eine tragende Rolle zu. Seit Monitore die Welt in Farbe wiedergeben wissen wir allerdings, dass Grün zusammen mit Rot und Blau eine Grundfarbe bei der additiven Farberzeugung ist. 

Das vergessene Grün in der Mauerritze zeigt sich erstaunlich divers und überlebensfähig

Farbenlehren gelten also sehr begrenzt und können verwirren. Das Wissen der Physik sagt kaum etwas darüber aus, wie die menschliche Wahrnehmung Farben priorisiert. Grün wird von uns deutlich als eine Hauptfarbe wahrgenommen, nämlich in einer Reihe mit Schwarz, Weiß, Blau, Rot und Gelb. Dass Grün in unserem Denken allgegenwärtig ist, spiegelt sich in etlichen Redensarten und Sprachbildern wieder: jemandem grün sein, im grünen Bereich liegen, grünes Licht geben, grün hinter den Ohren, den grünen Daumen haben, sich grün und blau ärgern, die grüne Lunge einer Stadt, dasselbe in Grün, auf keinen grünen Zweig kommen und Gefährliches ist oft giftgrün.

Auch physikalisch ist die Dominanz des Grünen nachweisbar, denn das Spektrum des natürlichen Sonnenlichtes verdeutlicht, dass hier neben dem Gelb das Grün den weitesten Raum einnimmt, nämlich einen Bereich von ca. 500 bis 565 Nanometer, während Gelb in etwa den Bereich von 665 bis 575 Nanometer beansprucht. Die meisten Menschen können Wellenlängen zwischen circa 400 und 780 Nanometern mit dem Auge wahrnehmen. Licht ist der sichtbare Teil des elektromagnetischen Spektrums. Die wichtigste natürliche Strahlenquelle für Licht ist die Sonne. Mittelwelliges Licht ist Grün. Das menschliche Auge hat drei Zapfentypen zur Farbwahrnehmung. Die Farbrezeptoren des menschlichen Auges, die für das Sehen des mittelwelligen Lichtspektrums verantwortlich sind, gelten als evolutionär älter als jene, die das langwellige rote Licht wahrnehmen. Dies unterstreicht einmal mehr, welch hohen Stellenwert die Farbe Grün für das menschliche Leben hat.

Ein störender Stadtbaum wird hier scheibchenweise abgetragen

In der bildenden Kunst war das Grün bis zur Erfindung chemischer Farbstoffe und Pigmente um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine eher schwierige Farbe. Natürliche grüne Farbstoffe wie das Mineral Seladonit im Veroneser Grün waren weder klar, noch leuchtend, manche nicht lichtecht oder sogar hoch-giftig, wie etwa das 1805 entwickelte Schweinfurter Grün, welches das hochgiftige Arsen enthielt. Napoleon soll sich an der grünen Tapete seiner Gemächer in der Verbannung auf der Insel St. Helena damit vergiftet haben. Um diese Gefahr zu umgehen, behalf man sich mit der Mischung von reinen gelben und blauen Farbstoffen, wie dies etwa in der mittelalterlichen Buchkunst praktiziert wurde – leider mit mehr oder weniger berechenbaren Farbergebnissen und Haltbarkeiten. Trotz Fortschritten bei der Herstellung von grünen Farben spielt das Grün in der bildenden Kunst des Abendlandes seit dem Eintritt in die Epoche der Moderne zusehends eine untergeordnete Rolle. Die parallel  hierzu fortschreitende Industrialisierung hat die schrittweise Entfremdung des arbeitenden Menschen von der Natur zur Folge. Landschaftsbilder rückten aus dem Fokus.

Der grüne Weg ist ein Beispiel für vergessenes und unbeabsichtigtes Grün. Weil das Gras auf dem Wanderweg regelmäßig klein gehalten wird kann es nicht reifen und bleibt also das ganze Jahr über grün.

„Malt keine grünen Bilder, die kauft keiner, grün geht nicht in der Kunst!“ polterte am Ende dieser Entwicklung im 20. Jahrhundert gar der Maler Georg Baselitz.

Die zunehmende Vermeidung des Grüns seit der abendländischen Moderne erscheint geradezu als Akt einer bedeutungsvollen Abgrenzung gegen das Natürliche, ja als die letzte Überwindung der Natur und ihrer Regeln durch die Kunst – und, denkt man es zu Ende, als Triumph der menschlichen Kultur über die Naturgesetze, eigentlich als eine echte menschliche Errungenschaft. Es ist eine zweischneidige Entwicklung. Ein Künstler kann schon alleine durch die Wahl einer eigenen Farbigkeit über den natürlichen Daseinsgrund hinauswachsen, der ja durch die Farbe Grün eigentlich repräsentiert wird – und verhält sich dabei doch im Grunde wie ein echter Primat, der lieber nach der roten Frucht greift, nach der Ausnahmefarbe, als nach den Blättern, die diese Frucht hervorbrachten.

In der Vermeidung, Auslöschung und Marginalisierung des Grüns in der bildenden Kunst erhebt sich der Künstler als Mensch quasi als kulturelles Selbst-Konstrukt über die Natur und stilisiert sich dabei als Krone dieser Schöpfung. Kunst ist, wie wir sehen, eine eigene Schöpfung, in der die natürlichen Spielregeln außer Kraft gesetzt werden können. Insofern beherrscht der Künstler als Schöpfer tatsächlich sein eigenes Werk, wenn auch als ideelles Konstrukt. Der Künstler lebt seine Utopie. Dabei besteht natürlich auch für den Künstler als Mensch die ursprüngliche Abhängigkeit fort, vom Grün und damit von der Pflanzenwelt.

Die Marginalisierung der Farbe Grün in der bildenden Kunst gerät somit zum Sinnbild des Herrschaftsanspruchs und Handelns des Menschen bezüglich der Natur und steht für die allgemein verbreitete Geringschätzung des Pflanzlichen. Das Bewusstsein der fatalen Abhängigkeit von der Flora taucht ins Unterbewusste ab und mündet im zivilisatorischen Drang das Grün völlig zu beherrschen. Das ist in der Kunst nicht anders als in anderen Zivilisationsbereichen, etwa der Küche, wo das Fleischgericht das Gemüse zur Beilage werden ließ.

An dem ursprünglichen Abhängigkeitsverhältnis ändert sich durch diese eigentliche, dem Akt der Ausmerzung und Verdrängung des Grüns innewohnende Selbstüberschätzung nichts. Es ähnelt dem künstlich und kulturell überformten starren Verhältnis der Geschlechter in patriarchalen Gesellschaften, in denen das Männliche sich über das Weibliche erhebt, es zu kontrollieren, zu unterdrücken oder gar auszurotten trachtet, und letztlich doch völlig von der Frau als Mutter und damit eigentliche Lebensspenderin abhängig ist. Es ist ein unguter Mechanismus, der in seiner Unfähigkeit die wahren Abhängigkeiten zu leben und zu erkennen wie eine Trotzreaktion erscheint und in seiner Konsequenz für einen denkenden und an der Erkenntnis interessierten Menschen eigentlich unerträglich sein müsste. Es ist, als lebe man eine Utopie, die anders als die des Künstlers, nicht gelebt werden kann, da sie per se lebensfeindlich ist. Die Missachtung der Natur und ihrer Ordnung ist weit verbreitet und die Missachtung des Grünen ist nur ein Aspekt des Missstandes.

Grün. Farbe der Flora

Das Wunder der Fotosynthese

Das Wunder der Fotosynthese

Die Möglichkeit des Wachstums wohnt dem Grün inne und diese nährt wohl die gefühlt starke Verbindung der Farbe zur Hoffnung. Zwar manifestiert sich Grün auch in Steinen und Mineralien sehr mannigfach. Lebendig wird die Farbe jedoch erst durch den wundersamen Pflanzenfarbstoff Chlorophyll. Er entsteht in den grünen Pflanzenteilen im Prozess der Fotosynthese, der wiederum durch Licht angeregt wird.

Grün ist die ursprüngliche Farbe gespeicherter Sonnenenergie. Chlorophyll ist gebündelte Sonnenenergie und verbindet das Grün untrennbar mit der Flora, der Welt der Pflanzen.

Von allen lebenden Organismen können sich allein die Pflanzen auf diese wundersame Weise von Licht ernähren und somit die Kraft der Sonne direkt als lebensspendende Energie nutzen. Von der Fotosynthese geht tatsächlich alles Leben auf diesem Planeten aus. Alles Wachstum hängt von ihr ab. Am Anfang des Lebens steht somit das Grün. 

Der Goldwolfsmilch leuchtet mit der Sonne um die Wette

Im Verlauf der Genese des Lebens auf unserem Planeten entstanden zuerst sehr einfache Moleküle, die jedoch schon fähig waren, die Energie des Sonnenlichtes für biochemische Reaktionen zu nutzen. Dabei entstanden Kohlenstoffverbindungen und als Nebeneffekt wurde Sauerstoff frei. Es waren die Anfänge der Fotosynthese. Bis heute ist kein Mensch in der Lage, diesen Vorgang nachzuahmen. Allmählich reicherte sich dank der Fähigkeit dieser Moleküle Sauerstoff in der Atmosphäre an und ermöglichte, dass sich über Jahrmillionen aus den ursprünglichen Mikroorganismen eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt entwickelte.

Eine rund zweihundert Jahre alter Weißtannen-Riese

Pflanzen wirken wie Mikropumpen auf den Wasserhaushalt der Atmosphäre ein. Sie sorgen dafür, dass ein Wasserkreislauf entsteht, indem sie das Wasser mit den Wurzeln aufnehmen und über die Blätter wieder verdunsten. Unter der Einwirkung von Licht können Pflanzen durch den Prozess der Fotosynthese aus Wasser und Kohlendioxid Sauerstoff und Zuckerverbindungen herstellen, mit denen sie ihre Körper ernähren. Sie benötigen hierzu in ihrer Umgebung Wasser und mineralische Nährstoffe, welche sie mit ihren Wurzeln aufnehmen und in die grünen Pflanzenteile transportieren. Ohne das Licht würde dieser Stoffwechselprozess in den grünen Pflanzenteilen nicht in Gang kommen. Pflanzen leben durch die Fotosynthese. Der Vorgang der Fotosynthese allein setzt den pflanzlichen Stoffwechsel in Gang und sorgt dafür, dass Wasser und Nährstoffe in die Blätter aufsteigen und die so gewonnene Glucose in die Wurzeln absteigt, um dort gespeichert zu werden. Mensch und Tier atmen den Sauerstoff ein, um damit wiederum ihren Stoffwechsel zu befeuern, und sie stoßen Kohlenstoffdioxid als Abfallprodukt aus, welches sich die Pflanzen wiederum im Prozess der Fotosynthese einverleiben. Mensch und Tier ernähren sich von Pflanzen und produzieren außer Kohlenstoffdioxid auch Dung, der den Pflanzen als mineralischer Nährboden wieder zu Gute kommt. Pflanzen profitieren durchaus von diesem Kreislauf der Stoffe.

Betagte Fohre auf der Schondelhöhe im Schwarzwald. Bäume in exponierter Lage sollen Haus und Hof vor Blitzschlag schützen.

Mensch und Tier jedoch sind völlig abhängig von der Fähigkeit der Pflanzenwelt zur Fotosynthese. Sie sind Teil eines Kreislaufes, der von den Pflanzen angeschoben und getragen wird.

Tatsächlich klimagerecht zu leben, ist die unangefochtene Domäne der Pflanzen. Sie erreichen diese Souveränität mittels der Fotosynthese. Sie ist ein Wunder, denn keine Wissenschaft war bislang in der Lage, ihren Prozess gänzlich zu verstehen oder gar nachzuahmen. Könnten wir Menschen die Fotosynthese als Technologie für uns nutzen, so wäre das der Schlüssel für eine nachhaltige Energieversorgung und würde das Überleben der Menschheit auf diesem Planeten sichern. Heute klingt das wie Science Fiction. Die Erzeugung von Wasserstoff mittels Photovoltaik-Strom ist ein Schritt in Richtung einer Nutzung der Sonnenenergie für die Erzeugung von Energie, wenn auch keine Nachahmung der Fotosynthese. Durch die Balance im Stoffwechsel von Kohlenstoffdioxid, Wasser, Mineralien und Sonnenlicht sowie von Nahrung und Sauerstoff entsteht der natürliche Kreislauf des Lebens, der Flora und Fauna zu einer unverbrüchlichen Einheit verbindet. An dem Punkt, an dem die Wissenschaft keine Erklärungen mehr findet, beginnt die Domäne des Glaubens. In vielen Religionen der Welt nennt man die Einheit von Flora und Fauna die Schöpfung und der Mensch gilt als der Teil der Schöpfung, dem eine Sonderrolle zusteht: Menschen haben die Fähigkeit zur Erkenntnis.

Grün. Farbe der Flora